Teil 2: Das Interview mit mir selbst zum Jahr 2018

Franzi, nun hast du mir im ersten Teil unseres Interviews schon eine Menge dazu erzählt, wie du vor genau einem Jahr einen Entschluss gefasst hast und sich einiges bei dir verändert hat. Das war bisher alles auf den Beruf bezogen. Du sagtest ganz zu Beginn, dass das gesamte Leben stark beeinflusst wird, wenn eine Person unglücklich im Job ist.

Wie hat sich der neue Job auf dein Leben ausgewirkt? Hat sich auch in deinem Privatleben etwas bei dir verändert?

Unglaublich viel sogar. Und ich bin im Nachgang sehr erschrocken gewesen, wie ich vor mich – ich kann fast schon sagen – hinvegetiert bin. Allein wie schlecht ich aussah. Tiefe Augenringe, fahle Haut, trauriger Blick – selbst an Tagen, wo es mir relativ gut ging oder ich etwas Schönes erlebt habe. Die Seele war einfach traurig und das war deutlich, auch an der Optik, zu sehen.

Oh je. Das wünscht sich natürlich keiner. Wie sah zu der Zeit dein Tag aus?

Mein Tag bestand daraus mich morgens auf die Arbeit zu schleppen. Ich fing auch an, von Tag zu Tag immer später zur Arbeit zu gehen. Ich war jeden Tag später im Büro, weil ich es kaum aus dem Bett geschafft habe – nicht nur weil ich nachts schlecht geträumt und geschlafen habe – auch aus dem einfachen Grund, weil ich keine Lust darauf hatte. Ich habe den Sinn darin nicht erkannt. Somit war ich antriebslos. Das hat sich auf meine ganze Person ausgewirkt. Auf meine Ausstrahlung. Auf mein Umfeld. Natürlich auch auf meine Ehe. Was meinst du wie es ist, wenn deine sonst so schöne und strahlende Frau nicht mehr strahlt und sich einfach nur durch den Tag hievt? Wie ist es wohl, wenn deine Frau heim kommt von der Arbeit und überwiegend nur Negatives berichtet oder keine Lust auf irgendetwas hat? Dir keine richtige Antwort darauf geben kann, was sie essen oder unternehmen möchte? Was meinst du, wie in so einer Situation das Miteinander ist? Da wird der Partner auch unglücklich. Ganz automatisch. Richtig Zeit füreinander gab es kaum – ich war bis abends bei der Arbeit – ich musste ja länger dableiben, weil ich später angefangen habe und wenn ich Zuhause war, habe ich geschlafen. Ein Miteinander ist das nicht. Mein Mann hat mir sehr viel Energie gegeben in dieser Zeit. War da für mich. Hat mir Halt gegeben. Hat sich um vieles gekümmert. Vor allem um mich. Doch wenn ich es rückwirkend betrachte, war ich ein energiefressender Mensch. Er hat mir viel von seiner Energie gegeben, doch selbst hatte er keine Quelle, um neue zu tanken. Ist anstrengend auf Dauer.

Wow! Respekt an deinen Mann, dass er dich so unterstützt hat und bei dir war. Er hat dir sicher gut geholfen herauszufinden, was du wirklich möchtest und dann auch glücklicher zu werden, oder?

Auf jeden Fall. Ich bin ihm so unendlich dankbar. Er hat gut auf mich aufgepasst. Hat manchmal die Bremse für mich getreten, wenn ich mich überschätzt habe und dachte ich bin stärker, als ich zu diesem Zeitpunkt war. Ich bin ein unglaublicher starker Mensch, doch zu der Zeit war ich einfach geschwächt. Das hat er sehr gut ausgeglichen. Mein Mann war und ist für mich immer noch eine der größten Inspirationen in meinem Leben. Er inspiriert mich täglich. Und er ist unglaublich weise und reflektiert – mit viel Humor und Ironie. :D Bei jeder Idee, die ich hatte oder bei allem, was ich ausprobieren wollte, stand er hinter mir. Manchmal hat er wirklich verrückte Sachen aus meinem Kopf so befeuert, dass er mir den letzten Funken Mut, der mir manchmal noch fehlte, eingehaucht hat. Er lässt mich machen und ausprobieren, weil er weiß, dass ich meinen Weg gehe und weil er selbst ein Künstler ist, der viel probiert und sich auslebt in seiner Kunst.

Wie ist es jetzt? Wie hat sich das miteinander verändert?

Es ist so unglaublich harmonisch und schön. Natürlich schweißt einen so eine Phase, sobald sie überstanden ist und beide Partner sich beteiligen, zusammen. Klar ist, dass es in dieser Zeit beiden Partnern viel Kraft und Verständnis kostet. Doch wenn sich alles eingepegelt hat – so meine Erfahrung – ist es das schönste Miteinander. Dadurch, dass mein Job mir Spaß macht und ich ein passendes Umfeld für mich und meine Bedürfnisse gefunden habe, geht es mir gut. Ich strahle wieder. Bin glücklich. Bin voller Energie. Selbst, wenn ich nach der Arbeit und dem Sport nach Hause komme.  Es fühlt sich leicht an. Es ist ein Flow, der kaum Energie zieht. Natürlich gibt es auch mal stressige oder anstrengende Tage, doch die verkrafte ich anders, weil so viel Energie da ist. Die Batterie ist voll. Voll, weil so viele Werte von mir jeden Tag erfüllt werden. Kommt dann mal ein stressiger Tag, zapft es ein wenig Energie meiner Batterie – doch diese wird relativ zeitnah wieder aufgeladen mit Ereignissen, Aktivitäten oder Dingen, die mir gut tun und die ich gerne mache. Und nun nochmal die Frage von vorhin, bloß anders herum: Was meinst du wie es ist, wenn deine Frau strahlt, voller Energie durch den Tag springt, dir von tollen Dingen erzählt, von ihren Wünschen und Träumen und sich freut nach der Arbeit nach Hause zu dir zu kommen, weil sie weiß, der Tag ist noch lange nicht vorbei?

Wie ein Traum mit rosa Wolken.

So ist es. Es fühlt so an, wie das Bewerbungsgespräch, von dem ich dir erzählt habe: richtig, leicht, entspannt, ohne Anstrengung. Einfach ein Flow. Und so sollte sich eine Beziehung doch anfühlen. Zumindest wünsche ich das jedem vom Herzen, weil es verdammt gut tut und ich es nicht mehr missen möchte.

Du sprachst gerade von deinen Werten. Dass sie jeden Tag erfüllt werden. Und dass dir die Erfüllung der Werte Energie liefert. Was sind deine Werte?

Menschlichkeit. Ehrlichkeit. Klarheit. Authentizität. Leidenschaft. Mut. Selbstbewusstsein. Kreativität. Humor. Freiheit. Lebensfreude. Neugier. Abwechslung. Fortschritt. Kommunikation. Wachstum. Das sind einige davon. Ich arbeite nun in einem Unternehmen mit Start-Up-Mentalität. Du statt Sie. Kurze Entscheidungsketten. Junge Menschen. Motivation und Leidenschaft statt Dienst nach Vorschrift. Nicht so enge Rahmenbedingungen was Regeln, Normen und Prozesse angeht. Und das ist geil. Geil für mich, weil ich so eine Kultur, so ein Miteinander brauche.

Du musst dir meinen Kopf, wie einen Konfetti-Eimer vorstellen. Ganz viel Buntes drin. Manchmal etwas Verrücktes. Viel Albernes. Coole Sachen, für die es die richtigen Leute braucht. Und diese Dinge in meinem Kopf brauchen einen Raum, um sie raus zu lassen. Sie wollen gehört werden. Manche davon wollen dringend umgesetzt werden. Und diesen Raum habe ich jetzt. Ich werde geschätzt für meine teilweise durchgeknallten Ideen oder bunten Bilder im Kopf – auch wenn nicht alles umgesetzt wird oder werden kann. Zumindest ist erstmal Platz dafür und die Offenheit ist da, weil hier genauso verrückte und kreative Köpfe arbeiten, die vorankommen wollen. Wenn mir etwas auf dem Herzen liegt oder ich Wünsche habe bzgl. meiner Tätigkeit oder meinen Aufgaben, dann werden sie berücksichtigt und es wird geschaut, wie es mit meinen Stärken verknüpft werden kann. Ich habe eine Leidenschaft fürs Texten und Schreiben. Auch für das Entwickeln von Ideen, Designs, Konzepten etc. Ich habe dies geäußert und habe mehr Aufgaben bekommen, die damit zu tun haben. Andere Kollegen sind froh darüber, weil sie es vielleicht nicht so gerne machen und ihre Stärken auf anderen Dingen liegen. Ist doch super. Jeder macht überwiegend die Aufgaben, die er gut kann. Die ihm Freude bereiten. Merkst du etwas? Dinge, die du gut kannst, bereiten dir oft Freude und das wiederum gibt dir Energie und dir geht es gut dabei. Deine Werte werden erfüllt. Ich nenne es liebevoll: Berufung statt Beruf. 😉

Das klingt alles so perfekt. Fast zu perfekt. Irgendwie unrealistisch.

Das klingt für Menschen, die das wirkliche glücklich sein – das leichte, einfache und ohne sich anstrengen zu müssen glücklich sein – nicht kennen, erst einmal unrealistisch. Da gebe ich dir vollkommen recht. Hättest du mir das vor einem Jahr erzählt, hätte ich genauso gedacht. Doch ich kann dir nur eins sagen: Wenn jeder auf dem richtigen Spielfeld – und damit meine ich auf seinem richtigen Spielfeld – steht, dann ist das Leben doch einfacher und harmonischer, als wir glauben.

Hmm..

Es ist ja nicht nur so, dass nur du dann auf deinem richtigen Feld stehst. Auch die Menschen in deinem Umfeld, auf der Arbeit, sind richtig eingesetzt. Das hat zur Folge, dass niemand frustriert ist. Keiner hegt Groll oder Missgunst gegenüber anderen „Mitspielern“. Sie sind schließlich genau richtig auf ihrem Platz, ihren Stärken und Eigenschaften entsprechend eingesetzt und zumindest beruflich schon mal glücklich. Und wer glücklich ist, verkraftet Stresssituationen besser. Das kennen wir doch alle: Wenn es uns gut geht, lassen wir uns nicht so schnell aus der Reserve locken. Wir nehmen Situationen, Diskussionen oder Konflikte mit mehr Leichtigkeit. Wir sind entspannt, ausgeglichen, haben einen anderen Blick auf die Dinge und unsere Emotionen so im Griff, dass wir auch mal über das ein oder andere nachdenken, bevor wir etwas sagen oder tun. Es ist einfach ein anderes Miteinander. Ja irgendwie leichter halt.

Ich kann nur jedem empfehlen: Schaffe dir ein Umfeld, in dem Menschen sind, denen es gut geht. Dann geht es auch dir gut. Jeder hat die Wahl mit wem er sich umgibt und kann sich sein Umfeld selbst gestalten  – das ist inzwischen ein ganz essentieller Glaubenssatz von mir.


→ Hier geht es zur Fortsetzung: Dritten Teil des Interviews jetzt lesen! 

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