NETT ODER MEHR EHRLICHKEIT? | DOMICELLA
Nett ist schön und gut, keinesfalls aber etwas Besonderes. Viele Menschen sind nett. Wirklich nett. Wirklich viiiiele. Deshalb stichst du als netter Mensch nicht aus der Masse hervor. Jemanden nett zu finden, ist genauso als wenn du jemanden ok findest. Er ist nicht schlecht, aber er hat dich auch nicht von sich überzeugen können. Es ist als würdest du in einem Restaurant etwas Neues ausprobieren. Muscheln zum Beispiel. Und wenn du gefragt wirst wie du es findest, antwortest du: „Ja ist ganz lecker, aber nochmal würde ich es nicht essen.“ Heißt auf Deutsch: War nicht meins, hat mir jetzt nicht wirklich geschmeckt.
Jetzt überlege doch mal genau welche Menschen dir gerade in den Sinn kommen, bei denen du sagst, dass sie nett sind. Wieso sind sie deiner Meinung nach nett? Wieso sind sie nur nett und nicht mehr? Mit nett verbinde ich immer, dass ich auf dem ersten Blick nichts auszusetzen habe: „Deine neue Wohnung ist nett.“ Es ist sehr neutral, sehr sachlich. Es sagt nicht aus, dass ich es schlecht finde. Allerdings vermittelt es meinem Gegenüber auch nicht das Gefühl, dass mir seine Wohnung gefällt.
Und an alle, die diesen Post gerade lesen und sagen: „Na hä so ein Quatsch. Natürlich können Menschen nett sein!“ – Ja klar können Menschen nett sein! Die Frage ist bloß: Möchtest du, dass dich andere als netten Menschen sehen oder möchtest du lieber freundlich, offen und charmant wirken? Und die viel wichtigere Frage ist doch: Bist du eigentlich ehrlich gegenüber den anderen, wenn du sagst, dass etwas oder jemand nett ist?
Ich rede nicht von dem nett, dass du wirklich positiv meinst. Dieses „Mensch, das Restaurant war aber wirklich nett.“ oder „Was für eine nette Bedienung hier.“ Ich meine mehr dieses ironische nett. Auch wenn du vielleicht manchmal im ersten Moment nicht merkst, dass es ironisch war, oder sogar ganz eine Lüge ist.
Ich rede genau von diesem nett, dass du benutzt, wenn du dich nicht traust die Wahrheit auszusprechen. Oder dein Anstand dich dabei zügelt. Oder wenn du dir selbst etwas vormachst. Dieses nett, dass du anstelle von Wörtern wie „unangenehm“, „wenig erfreut“, „hässlich“ oder „unsypathisch“ benutzt. „Sag mal du hast doch gestern Marie kennengelernt. Wie findest du sie?“ „Ja sie ist ganz nett.“ Am besten mit einer hochgezogenen Stimme. Kennt jeder.
Aber wieso? Was wäre verkehrt daran in diesem Moment zu sagen, was dich gestört hat oder wieso sie dir nicht sofort sympathisch war? Wieso gibst du der Person nicht die Chance etwas daran zu ändern? Ihr Verhalten zu reflektieren vielleicht sogar zu überprüfen und festzustellen, dass du Recht hast? Im ersten Moment ist evtl. etwas Frust bei der Person auf der anderen Seite. Vielleicht sagt sie dir, dass sie die Situation anders sieht. Im schlimmsten Fall beleidigt sie dich und setzt das Gespräch auf ein Nivea herab, mit dem du dich nicht abgeben musst. Schließlich war die oder der jenige dir nicht so wichtig, dass dich das in diesem Moment treffen muss.
Natürlich musst du darauf achten, dass du eine gewisse Form warst und deine ehrliche Meinung wertschätzend Kund tust. Nicht beleidigend. Nicht herablassend. Nicht übertrieben. Und vor allem nicht vor anderen.
Wie du merkst, hat das Ganze nicht mehr nur etwas mit dem Wörtchen nett zu tun. Es geht mir allgemein um mehr Ehrlichkeit. Ehrlichkeit zu den anderen und vor allem zu dir selbst. Wer kennt diese Situation nicht: Ein ehemaliger Bekannter, sei es ein Klassenkamerad, Arbeitskollege oder was dir auch immer einfällt, meldet sich nach Jahren wieder und möchte mit dir in deiner Heimatstadt einen Kaffee trinken gehen „der guten alten Zeiten wegen“. Du hattest mit dieser Person nie wirklich viel zu tun. Nicht einmal, als ihr im gleichen Klassenzimmer sahst.
In der Vergangenheit habe ich meist geantwortet, dass ich zeitlich sehr eingeschränkt bin wegen der ganzen stressigen Termine. Tagelang hat es mich beschäftigt. Im schlimmsten Fall hat derjenige zurück geschrieben und ich musste immer wieder antworten, weil mein Anstand mir „sagt“, dass es so ist.
Ich habe mich geärgert, überhaupt geantwortet zu haben, zudem habe ich noch gelogen und frage mich ständig, wieso mir diese Person so etwas schreibt. Schließlich gibt es keine „guten alten Zeiten“ zwischen uns. Selbst Schuld an den Kopfschmerzen also.
Soll ich dir verraten, wie ich solche Nachrichten seither beantworte:
„Hallo Bärbel,
danke, dass du dabei an mich gedacht hast.
Ich habe jedoch kein Interesse an einem Treffen. Ich wünsche dir trotzdem viel Spaß in Leipzig. Viele Grüße.“
Beim ersten Mal kostete mich dies ein wenig Überwindung. Ich dachte, was ist, wenn es zu hart geschrieben ist? Was ist, wenn sie die Nachricht böse auffasst?
Ganz ehrlich? Hart war sie nicht. Sondern ehrlich. Und was soll sie daran böse nehmen? Schließlich verbindet uns nichts und im besten Fall denkt sie sogar darüber nach, wieso ich mich mit ihr nicht treffen möchte.
Und ich kann dir sagen: mir ging es grandios danach! Kein Nachdenken mehr. Keine Antwort von Bärbel, für die ich die nächste Ausrede suchen muss. Keine Unehrlichkeit mir gegenüber.
Und von Zeit zu Zeit ging es mir immer besser mit dieser Vorgehensweise. Irgendwann begann ich, solche Nachrichten mit einem Lächeln zu beantworten - weil ich mir meiner Ehrlichkeit und meiner Einstellung bewusst bin.
Jetzt überlege doch mal genau welche Menschen dir gerade in den Sinn kommen, bei denen du sagst, dass sie nett sind. Wieso sind sie deiner Meinung nach nett? Wieso sind sie nur nett und nicht mehr? Mit nett verbinde ich immer, dass ich auf dem ersten Blick nichts auszusetzen habe: „Deine neue Wohnung ist nett.“ Es ist sehr neutral, sehr sachlich. Es sagt nicht aus, dass ich es schlecht finde. Allerdings vermittelt es meinem Gegenüber auch nicht das Gefühl, dass mir seine Wohnung gefällt.
Und an alle, die diesen Post gerade lesen und sagen: „Na hä so ein Quatsch. Natürlich können Menschen nett sein!“ – Ja klar können Menschen nett sein! Die Frage ist bloß: Möchtest du, dass dich andere als netten Menschen sehen oder möchtest du lieber freundlich, offen und charmant wirken? Und die viel wichtigere Frage ist doch: Bist du eigentlich ehrlich gegenüber den anderen, wenn du sagst, dass etwas oder jemand nett ist?
Ich rede nicht von dem nett, dass du wirklich positiv meinst. Dieses „Mensch, das Restaurant war aber wirklich nett.“ oder „Was für eine nette Bedienung hier.“ Ich meine mehr dieses ironische nett. Auch wenn du vielleicht manchmal im ersten Moment nicht merkst, dass es ironisch war, oder sogar ganz eine Lüge ist.
Ich rede genau von diesem nett, dass du benutzt, wenn du dich nicht traust die Wahrheit auszusprechen. Oder dein Anstand dich dabei zügelt. Oder wenn du dir selbst etwas vormachst. Dieses nett, dass du anstelle von Wörtern wie „unangenehm“, „wenig erfreut“, „hässlich“ oder „unsypathisch“ benutzt. „Sag mal du hast doch gestern Marie kennengelernt. Wie findest du sie?“ „Ja sie ist ganz nett.“ Am besten mit einer hochgezogenen Stimme. Kennt jeder.
Aber wieso? Was wäre verkehrt daran in diesem Moment zu sagen, was dich gestört hat oder wieso sie dir nicht sofort sympathisch war? Wieso gibst du der Person nicht die Chance etwas daran zu ändern? Ihr Verhalten zu reflektieren vielleicht sogar zu überprüfen und festzustellen, dass du Recht hast? Im ersten Moment ist evtl. etwas Frust bei der Person auf der anderen Seite. Vielleicht sagt sie dir, dass sie die Situation anders sieht. Im schlimmsten Fall beleidigt sie dich und setzt das Gespräch auf ein Nivea herab, mit dem du dich nicht abgeben musst. Schließlich war die oder der jenige dir nicht so wichtig, dass dich das in diesem Moment treffen muss.
Natürlich musst du darauf achten, dass du eine gewisse Form warst und deine ehrliche Meinung wertschätzend Kund tust. Nicht beleidigend. Nicht herablassend. Nicht übertrieben. Und vor allem nicht vor anderen.
Wie du merkst, hat das Ganze nicht mehr nur etwas mit dem Wörtchen nett zu tun. Es geht mir allgemein um mehr Ehrlichkeit. Ehrlichkeit zu den anderen und vor allem zu dir selbst. Wer kennt diese Situation nicht: Ein ehemaliger Bekannter, sei es ein Klassenkamerad, Arbeitskollege oder was dir auch immer einfällt, meldet sich nach Jahren wieder und möchte mit dir in deiner Heimatstadt einen Kaffee trinken gehen „der guten alten Zeiten wegen“. Du hattest mit dieser Person nie wirklich viel zu tun. Nicht einmal, als ihr im gleichen Klassenzimmer sahst.
In der Vergangenheit habe ich meist geantwortet, dass ich zeitlich sehr eingeschränkt bin wegen der ganzen stressigen Termine. Tagelang hat es mich beschäftigt. Im schlimmsten Fall hat derjenige zurück geschrieben und ich musste immer wieder antworten, weil mein Anstand mir „sagt“, dass es so ist.
Ich habe mich geärgert, überhaupt geantwortet zu haben, zudem habe ich noch gelogen und frage mich ständig, wieso mir diese Person so etwas schreibt. Schließlich gibt es keine „guten alten Zeiten“ zwischen uns. Selbst Schuld an den Kopfschmerzen also.
Soll ich dir verraten, wie ich solche Nachrichten seither beantworte:
„Hallo Bärbel,
danke, dass du dabei an mich gedacht hast.
Ich habe jedoch kein Interesse an einem Treffen. Ich wünsche dir trotzdem viel Spaß in Leipzig. Viele Grüße.“
Beim ersten Mal kostete mich dies ein wenig Überwindung. Ich dachte, was ist, wenn es zu hart geschrieben ist? Was ist, wenn sie die Nachricht böse auffasst?
Ganz ehrlich? Hart war sie nicht. Sondern ehrlich. Und was soll sie daran böse nehmen? Schließlich verbindet uns nichts und im besten Fall denkt sie sogar darüber nach, wieso ich mich mit ihr nicht treffen möchte.
Und ich kann dir sagen: mir ging es grandios danach! Kein Nachdenken mehr. Keine Antwort von Bärbel, für die ich die nächste Ausrede suchen muss. Keine Unehrlichkeit mir gegenüber.
Und von Zeit zu Zeit ging es mir immer besser mit dieser Vorgehensweise. Irgendwann begann ich, solche Nachrichten mit einem Lächeln zu beantworten - weil ich mir meiner Ehrlichkeit und meiner Einstellung bewusst bin.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen